Astronauten zu versetzen.

Obwohl der Pilot durch die anscheinend unkontrollierbare Drehung stark verwirrt worden sein mu?te, hatte das Wesen absichtlich die Drehung aufrechtzuerhalten versucht, als die Descartes sich bemuht hatte, es an Bord zu nehmen. Es mu? also schlau genug gewesen sein, um zu erkennen, da? ein schlingerndes Schiff nicht in den Laderaum gezogen werden konnte. Vielleicht hatte es die Drehung sogar mit eigener Steuerungskraft abbremsen konnen, wenn die Descartes nicht so erpicht darauf gewesen ware, ihm zu Hilfe zu eilen. Aber das war naturlich nur eine Moglichkeit von vielen schlie?lich war das Raumfahrzeug leckgeschlagen und drehte sich noch immer. Da der Insasse kaum noch bei Bewu?tsein war, glaubte Conway, es riskieren zu konnen, ihm noch ein bi?chen mehr Angst einzujagen er wollte die Drehung stoppen und das Fahrzeug in das Bergungsschiff einholen lassen, um den Patienten so schnell wie moglich in das wassergefullte Krankenbecken zu verfrachten, wo man ihn behandeln konnte.

Doch kaum hatten sich die unsichtbaren Finger der Traktorstrahlen ausgestreckt, schien eine ebenso imaginare Kraft Priliclas zerbrechlichen Korper zu packen und wild zu schutteln.

„Doktor“, sagte der Empath, „das Wesen strahlt extreme Angst aus. Es zwingt seinen am Rande einer Panik stehenden Verstand zu zusammenhangenden Gedanken. Es verliert rasch das Bewu?tsein, stirbt vielleicht. Sehen Sie! Es gibt Steuerungsschub!“

„Abschalten!“ befahl Conway den Traktorstrahlentechnikern. Wahrend sich das Alienschiff, das fast zum Stillstand gekommen war, wieder langsam zu drehen begann, scho? plotzlich aus seitlichen Offnungen in der Nase und im Heck Dampf heraus. Nach ein paar Minuten wurden die Dampfstrahlen unregelma?iger und schwacher und versiegten schlie?lich ganz, wahrend das Fahrzeug mit ungefahr der Halfte der ursprunglichen Geschwindigkeit weiterhin rotierte. Prilicla sah immer noch aus, als wenn sein Korper von einem starken Wind geschuttelt wurde.

„Doktor“, sagte Conway plotzlich, „bedenkt man die Beschaffenheit der Werkzeuge, die diese Wesen benutzen, frage ich mich, ob es sich nicht auch um die Anwendung irgendwelcher Psikrafte handeln konnte, die der Pilot jetzt anscheinend auch gegen uns einsetzen will, denn Sie zittern ja wie Espenlaub.“

Als Prilicla antwortete, war seine Stimme naturlich frei von samtlichen Emotionen. „Das Wesen denkt nicht direkt an uns oder an irgendeine bestimmte Person, mein Freund“, entgegnete der Empath. „Seine emotionale Ausstrahlung besteht in erster Linie aus Angst und Verzweiflung. Sein Wahrnehmungsvermogen wird immer schwacher, und seine ganze Konzentration scheint nur noch der Abwendung einer unwiderruflichen Katastrophe zu gelten.“

„Denken Sie dasselbe wie ich, Conway?“ fragte Mannon plotzlich.

„Wenn Sie meinen, ob ich daran denke, das Ding wieder auf volle Geschwindigkeit zu bringen, dann lautet meine Antwort ja“, erwiderte Conway. „Obwohl es dafur eigentlich keinen logischen Grund gibt, oder?“

Ein paar Sekunden spater kehrten die Traktorstrahlentechniker die Polaritat um, wodurch die Drehgeschwindigkeit des Alienschiffs wieder erhoht wurde.

Fast augenblicklich horte Priliclas Zittern auf, und er berichtete: „Das Wesen fuhlt sich jetzt sehr viel besser — das hei?t naturlich nur relativ. Korperlich ist es allerdings immer noch nicht gut bei Kraften.“

Prilicla begann erneut zu zittern, doch diesmal waren es die von Conway ausgestrahlten Gefuhle des Arger und der Enttauschung, die sich auf das kleine Wesen ubertrugen. Conway versuchte, kuhler und konstruktiver zu denken, obwohl er wu?te, da? er auf der Stelle trat, zumal die Situation im Grunde genommen genauso zerfahren war wie zu dem Zeitpunkt, als die Descartes erstmals versucht hatte, dem Astronauten vom Fleischklo? behilflich zu sein.

Doch gab es ein paar Dinge, die er schon jetzt tun konnte und die dem Patienten wenigstens indirekt helfen konnten.

So mu?te der Dampf, der aus dem Fahrzeug ausstromte, analysiert werden, um zu sehen, ob es sich dabei nur um Treibstoff oder um Wasser aus dem Lebenserhaltungssystem des Wesens handelte. Viele wertvolle Daten konnte man durch einen direkten Blick auf den Patienten gewinnen, selbst wenn es nur moglich war, ihn durch das falsche Ende eines Periskops zu sehen, da das Schiff keine Direktsichtluke besa?. Au?erdem sollten sie nach Moglichkeiten suchen, ins Schiff hineinzugelangen, um den Insassen zu untersuchen und zu beruhigen, bevor man ihn zur Fahre bringen und auf die Chalder-Station uberfuhren wurde.

Dicht gefolgt von Lieutenant Harrison, zog sich Conway an der Schlepptrosse entlang auf das rotierende Schiff zu. Schon nach ein paar Metern begannen sich die beiden Manner mit der rotierenden Trosse mitzudrehen, und als sie schlie?lich das Raumfahrzeug erreichten, schien es stillzustehen, wahrend der Rest des Universums in schwindelerregenden Kreisen um sie herumwirbelte. Mannon war in der Luftschleuse zuruckgeblieben, weil er darauf bestanden hatte, fur solche akrobatischen Kunststucke zu alt zu sein, wahrend sich Prilicla dem Schiff im freien Flug naherte, wobei er die Antriebsaggregate seines Raumanzugs zum Manovrieren benutzte.

Da der Patient beinahe bewu?tlos war, mu?te der Cinrussker schon dicht in der Nahe sein, um die feinen Veranderungen in der nur noch schwachen emotionalen Ausstrahlung wahrnehmen zu konnen. Wie die Flugel einer gigantischen Windmuhle wirbelte jetzt der lange, rohrenformige Rumpf des Alienschiffs still neben dem kleinen Wesen herum.

Conway sprach seine Besorgnis um den Empathen zwar nicht aus, doch war dies bei Prilicla auch nicht notwendig.

„Ich wei? Ihre Sorge um mich zu schatzen, mein Freund“, sagte Prilicla, „aber ich glaube nicht, da? ich geboren worden bin, um wie eine Fliege totgeschlagen zu werden — trotz meiner physiologischen Klassifikation.“

Als Conway und Harrison am Rumpf angelangt waren, hangelten sie sich von der Schlepptrosse zur Schiffswand hinuber, wobei sie an Handgelenken und Stiefeln Magnete benutzten, um sich an dem rotierenden Schiff festzuhalten. Wie sie sofort bemerkten, war an der Stelle, wo die Descartes den Magnetgreifer angebracht hatte, die Au?enhaut stark verbeult worden und Dampf trat dort aus. Ihre eigenen Anzugmagnete hinterlie?en ebenfalls flache Furchen in der Au?enhaut, denn das Metall war nicht viel dicker als Papier, und Conway hatte Angst, schon durch eine einzige ruckartige Bewegung ein Loch hineindrucken zu konnen.

„So schlecht ist das Schiff nun auch wieder nicht, Doktor“, meinte der Lieutenant. „In den Pioniertagen unseres eigenen Raumflugzeitalters — also noch lange bevor es durch Schwerkraftregulierung und Hyperantrieb praktisch keine Gewichtsprobleme mehr gab — mu?ten die Raumfahrzeuge so leicht wie moglich gebaut werden, und zwar so leicht, da? sogar die Treibstoffbehalter haufig zur Versteifung der Konstruktion mitbenutzt wurden.“

„Trotzdem hab ich ein Gefuhl, als wurde ich auf hauchdunnem Eis liegen“, entgegnete Conway. „Ich kann darunter sogar Wasser oder Treibstoff gluckern horen. Wenn Sie das Heck uberprufen, gehe ich nach vorne.“

Conway und Harrison nahmen gleich an mehreren Stellen von dem ausstromenden Dampf Proben, klopften und pochten das Schiff ab und horchten sorgsam mit empfindlichen Richtmikrofonen auf Gerausche aus dem Schiffsinnern. Doch vom Insassen kam keine Antwort, und Prilicla berichtete den beiden, der Pilot sei sich ihrer Anwesenheit nicht bewu?t. Die einzigen Lebenszeichen von innen waren mechanischer Natur. Nach den Gerauschen zu urteilen, die sie neben dem Gluckern von Flussigkeit horen konnten, schien das Schiff eine ungewohnlich gro?e Menge an Maschinen zu beherbergen. Und als sie sich auf die au?eren Enden des Schiffs zubewegten, kam durch die Zentrifugalkraft eine weitere Komplikation hinzu — je weiter sie sich dem Bug oder Heck naherten, desto gro?er wurde die Kraft, die sie von dem rotierenden Schiff fortzuschleudern drohte.

Conways Korper war mit dem Kopf zum Schiffsbug gerichtet, so da? sich die Zentrifugalkraft mit zirka minus einem Ge auf ihn auswirkte. Das war, jedenfalls bis jetzt, nicht einmal sonderlich unangenehm — zwar verspurte er ein unbehagliches Gefuhl, als ob ihm die Augen heraustreten wurden, doch konnte er nach wie vor gut sehen. Das gro?te Unbehagen bereitete ihm der Anblick Priliclas, der Ambulanzfahre und der gewaltigen Konstruktion des Orbit Hospitals, das aus dieser Entfernung wie ein rohrenformiger Weihnachtsbaum wirkte, weil sie allesamt um den nicht wirklich bewegungslosen Schiffsbug herumzurasen schienen. Sobald er die Augen schlo?, verringerte sich zwar das Schwindelgefuhl umgehend, aber logischerweise konnte er dann nicht mehr sehen, was er tat.

Je weiter er sich nach vorne begab, desto mehr Kraft brauchten die Magneten, um ihn am glatten Metall des Schiffsrumpfs zu halten. Aber er konnte die Kraft nur geringfugig steigern, da sich die dunne Au?enhaut unter den Magneten auszubeulen begann, und er furchtete, den Rumpf aufzurei?en. Ein paar Meter vor ihm befand sich ein kurzes, hervorstehendes Rohr, das vielleicht eine Art Periskop darstellte, und er schob sich vorsichtig darauf zu. Plotzlich rutschte er nach vorne ab, wobei er instinktiv nach dem Rohr griff.

Das vorspringende Rohr in seinen Handen bog sich erschreckend zuruck, und als Conway bemerkte, da? an

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