hinaus auch die lebenswichtigen Organe im Korperinnern schutzten. Dieser Schutz war vom Standpunkt eines Lebewesens, dessen Korper von einem uppigeren Knochengerust gestutzt wurde, allerdings alles andere als ausreichend.

Die Schwierigkeit war, da? Puls und Blutdruck der Kelgianer nach terrestrischen Ma?staben abnorm hoch waren, damit diese gewaltigen Muskelbander ausreichend mit Blut versorgt werden konnten.

„Man hat es nicht geschafft, die Blutungen hinreichend unter Kontrolle zu bekommen“, fuhr der Teamleiter fort, „und deshalb wird die Kelgianerin von der Hudlarerstation, die sich zwei Ebenen uber uns befindet, in den kelgianischen OP genau unter uns verlegt. Um Zeit zu sparen, transportiert man sie durch die wassergefullten Ebenen. Entschuldigen Sie mich, Doktor, da kommen sie gerade.“

Genau in diesem Augenblick passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Mit einem unubersetzbaren Vergnugungsgluckser loste sich Surreshun vom Rad, rollte schwerfallig auf dem Boden entlang und fuhr langsam im Zickzack auf die Gruppe von Patienten und Schwestern zu, deren Zusammensetzung sich von den gedrungenen, krabbenahnlichen Melfanern bis zu den zwolf Meter langen Krokodilen mit Tentakeln erstreckte, die von dem mit Ozeanen uberzogenen Planeten Chalderescol stammten. Der andere Dramboner hatte sich aus Conways Griff gewunden und schwamm fort, wahrend sich hoch oben an der gegenuberliegenden Wand eine Luke offnete, durch die die verletzte Kelgianerin gerade hereingebracht wurde. Dabei wurde sie von so vielen Wesen begleitet, da? Conways Hilfe weder notwendig noch erwunscht war.

Es handelte sich um funf Terrestrier, die wie Conway leichte Anzuge trugen, zwei Kelgianer und einen Illensaner, durch dessen durchsichtige Hulle man das neblige Gelb des Chlors im Innern sehen konnte. In einem der terrestrischen Helme steckte ein Kopf, den Conway als den seines Freunds Mannon erkannte, der Spezialist fur hudlarische Chirurgie war. Sie umschwarmten die kelgianische Verletzte wie ein Schwarm unbeholfener Fische und schoben und zogen sie zur anderen Seite der Station. Der Schwarm wuchs noch an, als der Leiter des Abfertigungsteams mit seinen Mannern naher heranschwamm, um die Lage zu sondieren. Die drambonische Qualle naherte sich ebenfalls.

Zuerst dachte Conway, der SRJH ware blo? neugierig, doch dann sah er, da? der schillernde Teppich mit voller Absicht auf das verletzte Wesen zuschwamm.

„Halten Sie ihn auf!“ schrie Conway.

Alle Anwesenden konnten ihn horen, denn er sah, wie sie zusammenzuckten, als seine Stimme ohrenbetaubend aus den Kopfhorern in ihren Anzugen drohnte. Aber sie wu?ten nicht, wer oder was aufzuhalten war, und nicht einmal wie — und es blieb auch keine Zeit, ihnen irgend etwas zu erklaren.

Wahrend er auf die Tragheit des Wassers fluchte, schwamm Conway wie wild auf die verletzte Kelgianerin zu, um zu versuchen, den Dramboner rechtzeitig abzufangen. Doch die gro?e blutdurchtrankte Stelle im Pelz an der Seite der Kelgianerin zog die Qualle wie einen Magneten an, und die Anziehungskraft wuchs — ebenfalls wie bei einem Magneten — im doppelten Quadrat zur Entfernung. Conway blieb keine Zeit mehr, eine Warnung zu rufen, als der Dramboner auch schon leicht gegen die Kelgianerin stie? und sich festklammerte.

Es gab eine leichte Luftblasenexplosion, als die gallertartigen Tentakel der drambonischen Qualle die Drucktragbahre der Kelgianerin zerrissen, in den bereits beschadigten Anzug vordrangen, den die Kelgianerin bereits im hudlarischen OP getragen hatte, und sich unter das dicke silberne Fell schoben. Innerhalb weniger Sekunden nahm der durchsichtige Korper des SRJH einen sich vertiefenden Rotton an, wahrend der Dramboner das Blut aus der verletzten Kelgianerin saugte.

„Schnell!“ brullte Conway, „bringen Sie beide auf die nachste mit Luft gefullte Station!“

Er hatte sich die Worte sparen konnen, denn alle redeten jetzt wie wild durcheinander und uberlasteten damit den Anzugfunk. Das Au?enmikrofon war auch keine Hilfe — alles, was er horen konnte, war das tiefe, durch das Wasser ubertragene Brummen der Notsirene und zu viele Stimmen, die gleichzeitig plapperten, bis die sehr laute Translatorstimme eines Chalders die anderen ubertonte.

„Tier! Tier!“

Conways unermudliches Schwimmen hatte das Trockenmittel im Anzug bereits uberlastet, doch diese Worte lie?en den hei?en Schwei?, in dem sein Korper badete, eiskalt werden.

Nicht alle Bewohner des Orbit Hospitals waren Vegetarier, und ihre Nahrungsbedurfnisse machten es erforderlich, gewaltige Fleischmengen per Schiff einzufuhren, die sowohl extraterrestrischen als auch terrestrischen Ursprungs waren. Aber das Fleisch traf immer gefroren oder auf andere Weise konserviert ein, und das aus einem sehr guten Grund — so sollten namlich Falle von Verwechslung seitens der gro?eren fleischfressenden Lebensformen vermieden werden, die sehr oft in Beruhrung mit kleineren Wesen kamen, die haufig eine korperliche Ahnlichkeit mit der Lieblingsspeise der Erstgenannten aufwiesen.

Die Regel im Orbit Hospital lautete: Jedes Wesen, das lebt, ist auch intelligent — egal, welche Gro?e oder Gestalt es hat oder moglicherweise annimmt.

Ausnahmen von dieser Regel waren sehr selten und bestanden aus Haustieren — naturlich ungefahrlichen —, die Personalmitgliedern oder wichtigen Besuchern gehorten. Falls zufallig ein nichtintelligentes Lebewesen in das Hospital eindrang, mu?te man sehr schnell geeignete Schutzma?nahmen ergreifen, damit den kleineren intelligenten Lebensformen kein Schaden zugefugt werden konnte.

Weder das mit dem Transport des Verletzten beschaftigte medizinische Personal noch das Abfertigungsteam war bewaffnet, doch innerhalb weniger Minuten wurde die Alarmsirene bewaffnete Mitglieder des Monitorkorps herbeirufen. Inzwischen naherte sich einer der chalderischen Patienten — die allesamt uber ihre gesamte Lange von zwolf Metern gepanzert waren und viele Tentakeln besa?en — dem festgeklammerten Dramboner, um ihn mit einem oder hochsten zwei Bissen seiner gewaltigen Kiefer von der Kelgianerin loszurei?en.

„Edwards! Mannon! Helfen Sie mir, ihn da zuruckzuhalten!“ brullte Conway, aber es schrien immer noch zu viele Stimmen durcheinander, als da? sie ihn hatten horen konnen. Er packte zwei Handvoll Haut des Dramboners und blickte wild umher. Der Teamleiter hatte den Ort des Geschehens zur gleichen Zeit erreicht, ein Bein zwischen die verletzte Kelgianerin und den festgeklammerten SRJH geschoben und versuchte jetzt, die beiden mit den Handen auseinanderzustemmen. Conway drehte sich um, zog die Knie bis zum Kinn an und stie? den Teamleiter mit beiden Fu?en weg — entschuldigen konnte er sich spater. Der Chalder kam gefahrlich nah.

Dann kam Edwards an, sah, was Conway tat, und beteiligte sich. Zusammen traten sie nach der riesigen Schnauze des Chalders und versuchten so, ihn zu vertreiben. Sie konnten ihm zwar keinen Schmerz zufugen, vertrauten jedoch darauf, da? der Extraterrestrier nicht zwei intelligente Wesen angreifen wurde, um ein scheinbares Tier zu toten, das ein drittes intelligentes Wesen attackierte. Die Situation war jedoch so verworren, da? leicht ein Fehler auftreten konnte. Es war sehr gut moglich, da? Edwards’ und Conways Beine von der Taille abwarts durch einen einzigen Bi? amputiert werden konnten.

Plotzlich wurde Conways Fu? von einem Paar gro?er, starker Hande gepackt, und sein Freund Mannon schwamm an seinem Korper entlang, bis sich ihre Helme beruhrten.

„Conway, was, zum Teufel, machen.“

„Ich hab keine Zeit fur Erklarungen“, antwortete er. „Bringen Sie die beiden nur schleunigst in eine mit Luft gefullte Abteilung. Passen Sie auf, da? niemand den SRJH verletzt; er richtet keinen Schaden an.“

Mannon blickte auf das Wesen, das die Kelgianerin wie eine riesige blutrote Blase bedeckte. Man konnte tatsachlich sehen, wie das Blut der verletzten Schwester in den gro?en kugelartigen Korper des Dramboners flo? — der jetzt nicht mehr transparent war und bis zum Platzen gefullt zu sein schien — und sich dort uberall ausbreitete.

„Da hab ich mich wohl getauscht“, sagte Mannon und schwamm weg. Mit einer Hand packte er einen der gewaltigen Zahne des Chalders, drehte sich um, bis er in ein Auge von der ungefahren Gro?e eines Fu?balls starrte, und vollfuhrte mit der zweiten Hand ruckartige Bewegungen zur Seite. Der Chalder blickte verwirrt drein und entfernte sich; und ein paar Sekunden spater befand sich Conway mit Edwards und der eingehullten Kelgianerin in der Schleuse, die zu einer mit Luft gefullten Abteilung fuhrte.

Das Wasser lief heraus, die Schleuse offnete sich und zwei grununiformierte Monitore kamen zum Vorschein, die mit der Waffe im Anschlag in der Schleusenvorkammer standen. Der erste der beiden druckte ein riesige Automatikwaffe mit Mehrfachmagazinen an sich, mit der man samtliche Wesen sofort betauben konnte, die der Klasse der warmblutigen Sauerstoffatmer angehorten, wahrend der zweite eine kleine und viel weniger gefahrlich aussehende Waffe in der Hand hielt, die aber das Lebenslicht eines Elefantenbullen oder jedes extraterrestrischen Gegenstucks im Nu ausblasen konnte.

„Moment mal!“ sagte Conway und rutschte und schlitterte uber den immer noch nassen Boden, um sich vor

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