den Dramboner zu stellen. „Das hier ist ein prominenter Besucher. Geben Sie uns ein paar Minuten. Das kommt schon alles in Ordnung, glauben Sie mir.“

Die beiden Monitore behielten ihre Waffen im Anschlag, und sie sahen auch nicht so aus, als wenn sie Conway glauben wurden.

„Das sollten Sie wohl besser erklaren“, riet ihm der Teamleiter ruhig, aber mit deutlicher Zornesrote im Gesicht.

„Ja“, erwiderte Conway. „Ich. ehm. ich hoffe, ich hab Sie nicht verletzt, als ich Sie vorhin getreten hab.“

„Nein, nur meinen Stolz. Aber ich will trotzdem.“

„Hier O’Mara“, brullte eine Stimme aus dem Kommunikator an der gegenuberliegenden Wand. „Ich will Sichtkontakt haben! Was geht da unten eigentlich vor?“

Edwards stand am nachsten. Er stellte Richtung und Scharfe der Kamera laut Anweisung ein und sagte: „Die Situation ist ziemlich kompliziert, Major.“

„Naturlich, wenn Conway etwas damit zu tun hat, ist das kein Wunder“, entgegnete O’Mara in bissigem Ton. „Was macht er denn da? Um Erlosung beten?“

Conway kniete neben der verletzten Kelgianerin und prufte ihren Zustand. Nach dem, was er sehen konnte, hatte sich der Dramboner so festgeklammert, da? nur sehr wenig Wasser in die Drucktragbahre oder den beschadigten Druckanzug eingedrungen war — die Schwester atmete normal und es gab keine Anzeichen, da? sie Wasser in den Lungen hatte. Die Farbe des Dramboners hatte sich wieder aufgehellt; sie war jetzt nicht mehr tiefrot, sondern wieder fast vollig transparent mit einem leicht rosa schimmernden Farbton. Unter Conways Augen loste sich der SRJH von der Kelgianerin und rollte wie ein gro?er, mit Wasser gefullter Ballon davon, bis er an der Wand zum Stillstand kam.

Edwards erklarte gerade: „Vor drei Tagen wurde ein vollstandiger Bericht uber diese Lebensform eingereicht. Mir ist klar, da? drei Tage kein allzu langer Zeitraum sind, um die Ergebnisse in einer Einrichtung dieser Gro?e zu verbreiten, aber nichts von all dem ware geschehen, wenn der Dramboner nicht mit einem schwerverletzten Wesen konfrontiert worden ware, das.“

„Bei allem Respekt, Major“, unterbrach ihn O’Mara mit einer Stimme, die von allem triefte, nur nicht von Respekt, „ein Hospital ist ein Ort, an dem jedermann jederzeit damit rechnen mu?, auf eine schwere Krankheit oder Verletzung zu sto?en. Horen Sie endlich auf, Ausreden zu suchen, und erzahlen Sie mir, was passiert ist!“

„Der Dramboner da druben“, fugte der Teamleiter ein, „hat die verletzte Kelgianerin angegriffen.“

„Und?“ fragte O’Mara.

„Hat sie sofort geheilt“, antwortete Edwards suffisant.

Da? es O’Mara die Sprache verschlug, kam nicht oft vor. Conway trat zur Seite, um es der Kelgianerin, die jetzt keine Verletzte mehr war, zu ermoglichen, auf die zahlreichen Beine zu kommen. Er erklarte: „Der drambonische SRJH ist das einem Arzt ahnlichste Wesen, das wir auf dem Planeten gefunden haben. Er stellt eine blutegelartige Lebensform dar, die ihren Beruf praktiziert, indem sie dem Patienten das Blut entzieht und von allen Infektionen und giftigen Substanzen reinigt, bevor sie es in den Korper des Patienten zuruckleitet. Sie heilt auch einfache physische Schaden. Angesichts einer schweren Krankheit oder Verwundung reagiert sie instinktiv. Als eben die verletzte Kelgianerin plotzlich auftauchte, wollte der SRJH helfen. Die Schwester hat an einer Vergiftung gelitten, die durch die toxische Substanz in der Umweltbedingung des hudlarischen Operationssaals hervorgerufen worden war und die die Wunde infiziert hat. Fur den Dramboner war das allerdings ein ganz einfacher Fall.

Doch wird nicht das gesamte entzogene Blut wieder zuruckgeleitet“, fuhr Conway fort. „Wir konnten allerdings noch nicht nachweisen, ob es fur das Wesen physiologisch unmoglich ist, das ganze Blut zuruckzuleiten, oder ob es ein paar Deziliter als Bezahlung fur geleistete Dienste behalt, sozusagen als Blutzoll.“

Die Kelgianerin stie? ein tiefes Hupen aus, das wie ein moduliertes Nebelhorn klang. Der Ton wurde als „Mir soll’s recht sein“ ubersetzt.

Die kelgianische Raupe entfernte sich, dann folgten ihr die beiden bewaffneten Korpsmitglieder. Mit einem verdutzten Blick auf den Dramboner winkte der Teamleiter seine Manner auf ihre Posten zuruck, und fur einen Moment trat Stille ein.

Schlie?lich sagte O’Mara: „Sobald Sie Ihre beiden Besucher untergebracht haben und wenn keine physiologischen Grunde dagegen sprechen, schlage ich vor, da? wir uns in drei Stunden in meinem Buro treffen, um die Angelegenheit genauer zu besprechen.“

O’Maras Stimme hatte bedrohlich mild geklungen. Vielleicht ware es keine schlechte Idee, fur das Treffen mit dem Chefpsychologen nicht nur medizinische, sondern auch moralische Unterstutzung mitzubringen, sagte sich Conway.

Conway hatte nicht nur seinen empathischen Freund Prilicla gebeten, an dem Treffen teilzunehmen, sondern auch die Monitoroffiziere Colonel Skempton und Major Edwards, Dr. Mannon, die beiden Dramboner, Thornnastor, den leitenden Diagnostiker der Pathologie, und zwei Arzte von Hudlar und Melf, die zur Zeit Lehrgange am Hospital absolvierten. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie alle O’Maras gewaltiges Vorzimmer betreten hatten — einen Raum, der normalerweise nur von dem Berater des Majors besetzt war, und in dem mehr als zwanzig Mobelstucke standen, die fur die ETs geeignet waren, mit denen O’Mara beruflichen Kontakt hatte. Zu diesem Anla? war es der Chefpsychologe selbst, der am Schreibtisch seines Assistenten sa? und mit sichtlich beherrschter Ungeduld darauf wartete, da? sich endlich alle in die Mobel setzten, legten oder auf sonstige Art Platz nahmen.

Als sie das getan hatten, sagte O’Mara ruhig: „Seit der hochdramatischen Phase, mit der Ihre Ankunft eingelautet wurde, hab ich es nachgeholt, die letzten Berichte uber den Fleischklo? zu lesen. Und alles zu wissen hei?t, alles zu verzeihen — naturlich au?er Ihrer Anwesenheit hier, Conway. Sie sollten doch erst in fruhestens drei.“

„Drambo, Sir“, unterbrach Conway ihn. „Wir benutzen jetzt den Klang des einheimischen Worts fur den Fleischklo?.“

„Das gefallt uns besser“, schlo? sich Surreshuns Translatorstimme an. „Fleischklo? ist kein treffender Name fur einen Planeten, der nur von einer relativ dunnen Schicht tierischen Lebens bedeckt ist. Und auch nicht fur einen Planeten, den wir fur den schonsten der Galaxis halten, obwohl wir bisher noch keine Gelegenheit hatten, einen der anderen zu besuchen. Au?erdem verrat mir Ihr Translator, da? es dem Namen „Fleischklo?“ an Genauigkeit, Ehrfurcht und Respekt fehlt. Doch selbst die fortgesetzte Verwendung Ihres Namens fur unseren herrlichen Planeten wird mich nicht argern. Mein Verstandnis fur das oftmals oberflachliche Denken, mit dem sich Ihre Spezies abgibt, ist dafur zu gro?, und ich hab ein zu starkes Mitleid mit diesen geistigen Mangeln, um mich zu argern oder auch nur aufzuregen.“

„Sie sind zu liebenswurdig“, entgegnete O’Mara.

„Das kommt auch noch hinzu“, bestatigte Surreshun.

„Der Grund, weshalb ich zuruckgekehrt bin“, sagte Conway hastig, „ist einfach der, Hilfe zu holen. Ich hab beim Problem mit dem Planeten Drambo einfach keinerlei Fortschritte erzielen konnen, und das hat mir Kopfzerbrechen bereitet.“

„Sich den Kopf zu zerbrechen ist eine besonders unnutze Tatigkeit“, erwiderte O’Mara trocken. „Naturlich nicht, wenn Sie es laut und in Gesellschaft tun. Aha, jetzt verstehe ich auch, warum Sie das halbe Hospital mitgebracht haben.“

Conway nickte und fuhr fort: „Der Planet benotigt dringend medizinische Hilfe, aber das Problem unterscheidet sich ganzlich von den Schwierigkeiten, auf die wir bislang auf Planeten oder in Kolonien von Terrestriern oder ETs gesto?en sind. Normalerweise mu? man einfach die Krankheiten untersuchen und bestimmen, die angezeigten Medikamente einfuhren und vorschlagen, wie man sie am wirkungsvollsten verteilt, um sie dann durch ortsansassige Arzte und Einrichtungen verabreichen zu lassen. Auf Drambo ist alles ganz anders. Es geht nicht darum zu versuchen, eine gro?e Anzahl von Individuen zu untersuchen und Diagnosen zu erstellen, sondern dort haben wir es mit relativ wenigen, dafur aber wirklich sehr, sehr gro?en Patienten zu tun.

Der Grund dafur ist, da? Surreshuns Spezies innerhalb der letzten paar Jahre gelernt hat, wie man Atomenergie freisetzt“, fuhr Conway fort und fugte dann hinzu: „Naturlich explosiv, wobei gro?e Mengen radioaktiven Mulls anfallen. Sein Volk ist sehr.“ — er stockte und versuchte, ein diplomatisches Wort fur „gedankenlos“ oder „auf kriminelle Weise dumm“ oder „selbstmorderisch“ zu finden, hatte damit aber keinen

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