ungenie?bar.“
„Conway, hinter Ihnen!“
Zwei gro?e Raubtiere kamen uber den Boden auf ihn zu, wahrend der Chalder von der Seite herbeischo?. Plotzlich war ein drambonischer Arzt da, der in Wellenbewegungen schnell zwischen das vordere Raubtier und Conway schwamm. Er beruhrte den Angreifer kaum, doch das Raubtier bekam einen solch heftigen Muskelkrampf, da? Teile seines Skeletts wei? durch die Haut stie?en.
Also kannst du auch toten, und nicht nur heilen, dachte Conway dankbar, wahrend er versuchte, dem zweiten Raubtier auszuweichen. Der herbeigeeilte Chalder befreite gerade mit einem einzigen Schlag seines gepanzerten Schwanzes den Rucken des Hudlarers von seiner Last, wahrend sich praktisch gleichzeitig sein riesiges Maul offnete und krachend um den Hals des zweiten Raubtiers zusammenschnappte.
„Dankeschon, Doktor“, sagte Conway. „Ihre Amputationstechnik ist zwar ein wenig brutal, aber effektiv.“
„Allzuoft mussen wir leider die Eleganz der Geschwindigkeit opfern.“, entgegnete der Chalder trocken.
„Horen Sie auf zu schwatzen und kommen Sie endlich rein!“ brullte Edwards.
„Warten Sie! Wir brauchen fur O’Mara noch einen Arzt von hier“, erwiderte Conway, wahrend er sich am Rand der Luke festhielt. Ein paar Meter entfernt trieb ein drambonischer Arzt, leuchtendrot und offenbar um seinen Patienten gewickelt. Conway deutete auf ihn und sagte zum Chalder: „Schubsen Sie ihn rein, Doktor. Aber machen Sie das sanft, er kann namlich auch toten.“
Als die Luke ein paar Minuten spater drohnend zuschlug, enthielt der Laderaum zwei Melfaner, einen Hudlarer, einen Chalder, den drambonischen SRJH mit seinem Patienten und Conway. Der Raum war pechschwarz. Das Fahrzeug bebte alle paar Sekunden, wenn die Raubtiere gegen seinen Rumpf krachten, und es herrschten so beengte Verhaltnisse, da? alle au?er dem gepanzerten Hudlarer zerquetscht worden waren, wenn sich der Chalder auch nur ein klein wenig bewegt hatte. Es schienen mehrere Jahre zu vergehen, bevor Edwards Stimme in Conways Helm erklang.
„Wir haben an einigen Stellen Lecks bekommen, Doktor, aber keine schlimmen, und Wasseratmern sollte das sowieso keine Sorgen bereiten. Die automatischen Kameras haben ganz gutes Material von einheimischen Lebensformen aufgenommen, denen gerade von hiesigen Arzten geholfen wird. O’Mara wird sehr zufrieden sein. Oh, vor uns kann ich Zahne sehen. Bald sind wir raus aus diesem.“
Conway sollte sich an dieses Gesprach mehrere Wochen spater im Hospital erinnern, als man die lebenden und toten Proben und die Filme untersucht, seziert und sie sich so oft angesehen hatte, da? der blutegelartige Dramboner schon wogend durch jeden seiner Traume schwamm.
O’Mara war nicht zufrieden. Tatsachlich war er sogar au?erst unzufrieden, und zwar mit sich selbst, was die Angelegenheit fur die Lebewesen in seiner naheren Umgebung noch viel schlimmer machte.
„Wir haben die drambonischen Arzte einzeln und zusammen untersucht, mein Freund“, berichtete Prilicla in dem vergeblichen Versuch, die emotionale Atmosphare im Raum ein wenig angenehmer zu gestalten. „Es gibt keinen Beweis, da? sie verbal, visuell, sensorisch, telepathisch, durch Geruch oder irgendein anderes uns bekanntes System kommunizieren. Die Qualitat ihrer emotionalen Ausstrahlung la?t mich vermuten, sie kommunizieren im herkommlichen Sinne uberhaupt nicht. Sie bemerken einfach nur andere Wesen und Gegenstande in ihrer Umgebung und sind in der Lage, Freund und Feind zu unterscheiden, indem sie ihre Augen und einen Mechanismus benutzen, der Ahnlichkeit mit der empathischen Fahigkeit hat, die meine Spezies besitzt. Erinnern Sie sich: Sie haben die drambonischen Raubtiere angegriffen, ohne zu zogern, den optisch viel furchterregenderen chalderischen Arzt jedoch, der Freundschaft fur sie empfunden hat, unbeachtet gelassen.
Soweit wir feststellen konnten“, fuhr Prilicla fort, „ist ihre empathische Fahigkeit hochentwickelt und nicht mit Intelligenz verbunden. Das gleiche gilt fur den zweiten Dramboner, den sie mitgebracht haben, nur da? er.“
„Viel schlauer ist“, beendete O’Mara murrisch den Satz. „Fast so schlau wie ein sehr weit zuruckgebliebener Hund. Mir macht es nichts aus zuzugeben, da? ich eine Zeitlang schon geglaubt hab, unser vergeblicher Versuch zu kommunizieren konnte von meiner mangelnden beruflichen Kompetenz herruhren. Aber jetzt ist klar, da? Sie nur unsere Zeit vergeudet haben, indem Sie uns dazu veranla?t haben, drambonische Tiere anspruchsvollen Tests zu unterziehen.“ „Aber dieser SRJH hat mein Leben gerettet“, wandte Conway ein.
„Ein hochspezialisiertes, aber nichtintelligentes Tier“, entgegnete O’Mara in energischem Ton. „Es beschutzt und heilt Freunde und totet Feinde, aber es denkt nicht daruber nach. Und was das neue Exemplar angeht, das Sie mitgebracht haben, so hat es, als wir es dem gedankengesteuerten Werkzeug ausgesetzt haben, zwar Kenntnis davon genommen und eine gewisse Vorsicht ausgestrahlt — ahnlich unserer emotionalen Ausstrahlung, wenn wir dicht an einer unabgeschirmten Stromleitung stehen —, aber laut Prilicla nicht an das Gerat gedacht oder gar daruber nachgedacht.
Also, es tut mir leid, Conway“, schlo? er, „wir suchen immer noch nach der Spezies, die fur die Herstellung dieser Werkzeuge verantwortlich ist, und nach Hilfe intelligenter einheimischer Arzte fur Ihr spezielles Problem.“
Conway sagte lange Zeit nichts und starrte auf die beiden SRJHs auf dem Boden in O’Maras Buro. Es schien vollig unmoglich zu sein, da? ein Tier, das fur die Rettung seines Lebens verantwortlich war, so etwas ohne Gedanken oder Gefuhle getan haben sollte. Der SRJH war also lediglich ein Spezialist wie die anderen spezialisierten Tiere und Pflanzen, die im Innern der gro?en Schichtkreatur lebten, und verrichtete die Arbeit, zu der er sich entwickelt hatte. Die chemischen Reaktionen im Innern der Schichtkreaturen liefen so langsam ab — die Stoffe waren fur schnellere Reaktionen zu stark verdunnt, weil das Blut dieser Wesen wahrscheinlich nur wenig mehr als etwas unreines Wasser darstellte —, da? spezialisierte pflanzliche und tierische Symbionten die fur die Muskelaktivitat und das Gleichgewicht der inneren Sekretion notwendigen Sekrete erzeugten und gro?e Bereiche des Gewebes mit Nahrung versorgten und von Abfallstoffen befreiten. Andere spezialisierte Symbionten steuerten den Atmungszyklus und sorgten auf der Oberflache fur eine Art Sehvermogen.
„Unser Freund Conway hat eine Theorie“, stellte Prilicla fest.
„Ja“, bestatigte Conway. „Aber ich wurde sie gerne uberprufen, indem wir den toten SRJH nach oben holen. Thornnastor hat mit ihm bisher noch nichts Drastisches angestellt, und wenn dem SRJH irgend etwas passieren sollte, konnen wir leicht einen neuen besorgen. Ich wurde die beiden lebenden SRJHs gerne mit einem toten Kollegen konfrontieren.
Prilicla sagt, sie wurden zu keinem einzigen Anla? irgendwelche starke Emotionen ausstrahlen“, fugte er hinzu. „Sie vermehren sich durch Zellteilung, also konnen zwischen ihnen keine sexuellen Gefuhle bestehen. Aber wenn sie einen Toten ihrer eigenen Spezies sehen, sollte das doch irgendeine Reaktion bei ihnen hervorrufen.“
O’Mara starrte Conway scharf an und sagte dann: „Der Art und Weise wie Prilicla zittert und dem selbstgefalligen Blick in Ihrem Gesicht entnehme ich, da? Sie glauben, Sie haben die Losung gefunden. Aber was soll denn passieren? Werden die beiden ihren Kollegen heilen und wiederbeleben? Na, ist ja auch egal. Ich halte mich zuruck und werde Ihnen Ihren gro?en Aufritt nicht verderben.“
Als der tote SRJH eintraf, schob ihn Conway schnell von der Trage auf den Boden des Buros und winkte O’Mara und Prilicla zuruck. Die beiden lebendigen SRJHs bewegten sich bereits entschlossen auf den Kadaver zu. Sie beruhrten ihn, kreisten uber und um ihn herum und waren ungefahr zehn Minuten lang sehr beschaftigt. Als sie fertig waren, war nichts mehr ubrig.
„Keine spurbare Veranderung der emotionalen Strahlung, keine Anzeichen von Trauer“, berichtete Prilicla. Er zitterte, doch wahrscheinlich waren seine eigenen Uberraschungsgefuhle dafur verantwortlich.
„Sie sehen nicht uberrascht aus, Conway“, sagte O’Mara mit vorwurfsvollem Unterton in der Stimme.
Conway grinste und antwortete: „Nein, Sir. Ich bin zwar immer noch enttauscht, keinen Kontakt mit einem drambonischen Arzt hergestellt zu haben, aber diese Tiere hier sind immerhin ein sehr guter Ersatz. Sie toten die Feinde der Schichttiere, heilen und beschutzen deren Freunde und raumen den Abfall auf La?t Sie das nicht an etwas Bestimmtes denken? Diese Wesen sind naturlich keine Arzte, sondern lediglich eine Art Leukozyten. Aber es mu? Millionen von ihnen geben, und sie sind alle auf unserer Seite.“
„Freut mich, da? Sie zufrieden sind, Doktor“, sagte der Chefpsychologe gelangweilt und blickte demonstrativ auf seine Uhr.
„Ich bin aber gar nicht zufrieden“, entgegnete Conway. „Ich brauche immer noch einen leitenden Pathologen, der die Ausbildung und die Fahigkeit hat, die Moglichkeiten des Hospitals wirklich zu nutzen; einen ganz bestimmten Pathologen. Ich mu? unbedingt eine enge Verbindung aufrechterhalten, und zwar mit.“