oder absichtlich gegen den Rumpf schlugen und zwei der Au?enscanner abrissen. Der eine von den beiden noch funktionierenden Scanner zeigte eine neunzig Zentimeter lange, in die dunne Au?enhaut geschlagene Spalte, in der ein Gleiter steckte, der gerade seine Form veranderte und so den Ri? verlangerte und verbreiterte. Wahrscheinlich war es gut so, da? sie nicht sehen konnten, was die beiden anderen anstellten.
Durch den Spalt in der Au?enhaut konnte Conway leuchtend gefarbte Rohre und Kabelstrange sehen, die ebenfalls vom Werkzeug auseinandergedruckt wurden. Dann erstarb auch das Bild auf diesem Schirm, gerade, als Conway vom Startrucksto? tief in seine Liege gepre?t wurde.
„Doktor, uberprufen Sie das Heck auf blinde Passagiere“, befahl Harrison barsch, als die Anfangsbeschleunigung langsam zuruckging. „Wenn Sie welche finden, dann stellen Sie sich die Dinger als sichere Formen vor, als irgendwas, das mir nicht noch mehr elektrische Leitungen durcheinanderbringt. Schnell!“
Conway war sich uber das volle Ausma? des Schadens gar nicht klar. Er hatte nur bemerkt, da? mehr rote Lampen als gewohnlich vom Armaturenbrett heruberblinkten. Die Finger des Piloten bewegten sich mit solch ungeheurer Leichtigkeit uber das Schaltpult, da? seine Stimme durch den barschen Ton so klang, als wurde sie von einer ganz anderen Person kommen.
„Der Heckscanner zeigt, da? alle drei Werkzeuge hinter unserem Schatten hergleiten“, beruhigte ihn Conway.
Eine Zeitlang herrschte Stille, die nur vom unmelodischen Pfeifen der Luft durch die aufgerissene Au?enhaut und an den nicht eingezogenen Scannerhalterungen entlang unterbrochen wurde. Die Oberflache schwankte unter ihnen vorbei, und durch die Bewegungen des Schiffs hatte Conway den Eindruck, es befinde sich eher auf dem Meer als in der Luft. Ihr Problem war, die Hohe bei einer sehr geringen Fluggeschwindigkeit zu halten; denn durch die Erhohung der Geschwindigkeit wurden sich beschadigte Rumpfteile losen oder wegen der atmospharischen Reibung erhitzen, dadurch konnte der Luftwiderstand in solch einem Ausma? anwachsen, da? das Schiff uberhaupt nicht mehr flog. Fur ein Schiff, das als Uberschallgleiter fur Operationen in der Atmosphare galt, war die gegenwartige niedrige Geschwindigkeit geradezu lacherlich. Harrison mu?te sich sozusagen mit den Fingernageln am Himmel festkrallen.
Conway versuchte angestrengt, die Probleme des Lieutenants zu vergessen, indem er sich laut uber seine eigenen Sorgen machte.
„Ich glaube, das beweist eindeutig, da? die Schichtkreaturen unsere Werkzeugbenutzer sind“, sagte er. „Der hohe Grad an Beweglichkeit und Flexibilitat, den die Werkzeuge gezeigt haben, macht das ganz deutlich. Sie mussen von einem diffusen und nicht sehr starken Feld geistiger Strahlung gesteuert werden, das von Wurzelnetzen erzeugt und gesteuert wird und sich nur uber kurze Entfernung uber dem Boden erstreckt. Das Feld ist so schwach, da? ein Durchschnittsterrestrier oder ET die Steuerung vor Ort ubernehmen kann.
Denn waren die Werkzeugbenutzer Wesen von mit uns vergleichbarer Korpergro?e und geistigen Fahigkeiten“, fuhr er fort, wahrend er versuchte, nicht auf die unter ihnen dahinschlingernde Landschaft zu blicken, „dann mu?ten sie sich unter der Oberflachensubstanz und durch sie hindurch genauso schnell bewegen konnen, wie die Werkzeuge daruber hinwegfliegen, wenn sie die Kontrolle aufrechterhalten wollten. Um mit solch einer Geschwindigkeit zu graben, mu?ten sie in einer Art Panzerschale mit Selbstantrieb stecken. Aber das erklart nicht, warum sie unsere Versuche, durch ferngesteuerte Gerate mit ihnen in Kontakt zu treten, ignoriert haben und die Kommunikationsmodule lediglich in ihre Einzelteile zerlegt haben.“
„Wenn die Reichweite des geistigen Einflusses den gesamten Korper der Kreatur durchzieht“, unterbrach ihn Murchison, „wurde das dann bedeuten, das Gehirn der Kreatur ware ebenfalls uber den ganzen Korper verteilt? Oder, falls sie doch ein lokalisierbares Gehirn besitzt, wo befindet es sich dann?“
„Ich bevorzuge die Vorstellung eines zentralen Nervensystems in einem sicheren und naturlich gut geschutzten Bereich“, erwiderte Conway. „Wahrscheinlich nahe der Unterseite der Kreatur, wo es einen reichen Vorrat an Mineralien gibt, und vielleicht in einer naturlichen Aushohlung im Untergrundgestein. Die Augenpflanzen und ahnliche Arten von innerem Wurzelgeflecht, die du analysiert hast, werden immer differenzierter und umfangreicher, je naher man der Planetenoberflache kommt. Das konnte bedeuten, da? dort das druckempfindliche Netz durch das elektrovegetabile System verstarkt wird und auf diese Weise sowohl Muskel- als auch die anderen Bewegungsarten hervorgebracht werden, deren Funktion und Zweck uns immer noch unbekannt sind. Das Nervensystem ist zugegebenerma?en gro?tenteils pflanzlich, aber der Mineralgehalt des Wurzelsystems bedeutet, da? die an irgendeinem Nervenende erzeugten elektrochemischen Reaktionen sehr schnell Impulse zum Gehirn ubertragen. Folglich gibt es wahrscheinlich nur ein Gehirn, und das konnte uberall liegen.“
Murchison schuttelte den Kopf. „Ich glaube, ein Wesen von der Gro?e eines Subkontinents, das kein nachweisbares Gerippe oder einen Knochenbau besitzt, der einen Schutzpanzer bildet, und dessen Korper in Relation zu seiner Flache einem dunnen Teppich ahnelt, brauchte mehr als nur ein Gehirn; ein zentrales sowieso, aber zusatzlich noch eine Anzahl von neuralen Nebenstellen. Aber was mir wirklich Sorgen macht: Was tun wir, wenn das Gehirn zufallig im Operationsbereich liegt oder zumindest gefahrlich nahe?“
„Etwas, das wir nun wirklich nicht tun konnen, ist, die Operation zu verschieben“, antwortete Conway mit grimmiger Miene. „Das geht aus deinen Berichten ganz deutlich hervor.“
Murchison hatte keine Zeit vergeudet, seit sie auf den Planeten gekommen war. Infolge ihrer Analyse Tausender von Proben, die aus Testbohrlochern, von Raupenbohrern und Arzten an samtlichen Stellen und aus allen Schichten entnommen worden waren, war sie in der Lage, ein wenn auch nicht vollkommen ausfuhrliches, so doch ziemlich genaues Bild von dem gegenwartigen physiologischen Zustand der Kreatur zu geben.
Ihnen war bereits bekannt, da? der Stoffwechsel der Schichtkreatur extrem langsam ablief und die Muskelreaktionen mehr denen von Pflanzen als von Tieren glichen. Die willkurlichen und unwillkurlichen Muskeln, die die Bewegung, Nahrungsaufnahme, Verdauung, den Kreislauf der Funktionsflussigkeit und die Zerlegung der Abfallstoffe steuerten, wurden allesamt durch die Sekretion spezialisierter Pflanzen beeinflu?t oder angeregt. Doch es waren gerade die Pflanzen, aus deren ausgedehnten Wurzelnetzen das Nervensystem des Patienten bestand, die unter dem atomaren Fallout der rollenden Dramboner am meisten gelitten hatten, weil sie der Oberflachenradioaktivitat ermoglichten, tief in die Schichtkreatur einzudringen. Dadurch waren viele Pflanzenarten gestorben und daruber hinaus Tausende von inneren Tierorganismen vernichtet worden, deren Zweck es war, das Wachstum verschiedener spezialisierter Pflanzenarten zu kontrollieren.
Es gab zwei verschiedene Typen innerer Organismen, die beide ihre Aufgabe sehr ernst nahmen. Der Farmerfisch mit dem gro?en Kopf war dafur verantwortlich, gutartige Gewachse zu kultivieren und zu schutzen und alle anderen zu zerstoren; fur solch ein gro?es Tier war das Stoffwechselgleichgewicht des Patienten bemerkenswert empfindlich. Der zweite Typ, der quallenartige „drambonische Arzte, jener Blutegel, der praktisch dieselbe Aufgabe wie Leukozyten hatte, assistierte dem Farmerfisch bei der Pflanzenkontrolle und half direkt, wenn einer der Fische verletzt oder krank wurde. Sie mu?ten auch fur Sauberkeit sorgen, indem sie tote Angehorige ihrer eigenen oder der Fischspezies fra?en oder auf andere Art absorbierten. Deshalb konnte bereits eine sehr geringe Menge radioaktiver Substanz, die von den Wurzeln der Pflanzen auf der Oberflache hineingespult worden war, fur den Tod einer sehr gro?en Anzahl von Leukozyten verantwortlich sein, die wie die Fliegen starben.
Und deswegen entstanden durch die unkontrollierte Ausbreitung bosartigen pflanzlichen Lebens die toten Gebiete, die sich weit uber die Gegenden hinaus ausgedehnt hatten, die direkt durch den atomaren Fallout in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Dieser Vorgang war nicht mehr ruckgangig zu machen — genausowenig wie die Zersetzung. Die einzige Losung bestand in der dringenden operativen Entfernung der befallenen Gebiete.
Aber der Bericht war in gewisser Hinsicht auch ermutigend gewesen. In einer Anzahl von Gebieten hatte man bereits kleinere Operationen durchgefuhrt, um die wahrscheinlichen okologischen Auswirkungen von gro?en Mengen verfaulender tierisch-pflanzlicher Materie auf das Meer oder in der Nachbarschaft lebende Schichtkreaturen zu prufen und sich Verfahren fur die radioaktive Entseuchung in gro?em Ma?stab auszudenken. Es hatte sich herausgestellt, da? der Patient, wenn auch langsam, genesen wurde. Und wenn man den Einschnitt zu einem Graben von drei?ig Metern verbreiterte, dann wurde sich die unkontrollierte Wucherung in dem entfernten Abschnitt nicht weiter ausbreiten und das lebende Gebiet nicht infizieren konnen, obwohl es dennoch ratsam war, regelma?ige Rundgange zu machen, um absolut sicherzugehen. Das Problem der Zersetzung schlie?lich war uberhaupt keins — die explosionsartige Wachstumsgeschwindigkeit hielt an, bis die betreffende lebende Pflanze die vorhandene Materie verbraucht hatte und starb. An Land wurden die Ruckstande zu einer sehr fruchtbaren Lehmerde zerfallen und ein ideales Gelande fur eine unabhangige Basis bilden, falls man in zukunftigen Jahren medizinische Beobachter benotigte. Und wenn die Substanz von abschussigen Kustenstreifen in
