vielleicht wahrend der Futterung hineingelangt waren.

Die Teilnehmer der Besprechung sahen naturlich eine Bohrung, die ein paar Tage vorher bei einer Futterungsinstallation ausgefuhrt worden war, doch es gab noch mehr als funfzig weitere Hilfsmauler im gleichen Bereitschaftszustand, die sich entlang der beabsichtigten Einschnittlinie hinzogen.

Plotzlich war auf der Leinwand zu sehen, wie sich neben dem Pumpengehause ein silbriger verschwommener Fleck uber den Boden bewegte, und ein Mitglied des Korps ein paar Meter auf einem Bein hupfte, bevor es zu Boden fiel. Der Stiefel, in dem noch der andere Fu? steckte, lag neben der Pumpe, wo der Mann gestanden hatte — und das Werkzeug, nicht mehr silbern, schnitt sich bereits unterhalb des blutbespritzten Bodens voran.

„Die Angriffe durch die Werkzeuge nehmen an Haufigkeit und Starke zu“, erklarte Garoth in der Ubersetzung des Translators. „Daruber hinaus legen sie eine betrachtliche Initiative an den Tag. Ihre Idee, Doktor, ein gewisses Gebiet rings um die Futterungsinstallationen von samtlichen Augenpflanzen zu befreien, damit die Werkzeuge blind arbeiten und umherspringen mussen, um ihre Ziele zu ertasten, hat nur kurze Zeit funktioniert. Die Werkzeuge haben sich einen neuen Trick einfallen lassen — und zwar gleiten sie jetzt ein paar Zentimeter unter der Oberflache entlang, naturlich blind, sto?en dann plotzlich eine Spitze oder scharfe Klinge heraus und stechen oder schlagen damit zu, bevor sie sich wieder unter die Oberflache zuruckziehen. Wenn wir sie nicht sehen konnen, dann ist auch die Steuerung durch unsere eigenen Gedanken unmoglich. Und jeden arbeitenden Korpsangehorigen durch einen anderen zu bewachen, der einen Metalldetektor bei sich tragt, hat bisher auch nicht sonderlich gut funktioniert — vielmehr hat sich dadurch die Chance der Werkzeuge, jemanden zu treffen, nur verdoppelt.

Und gerade seit kurzem gibt es Anzeichen dafur“, schlo? Gareth, „da? sich die Werkzeuge zu Vereinigungen zusammenschlie?en, die aus funf, sechs, und in einem Fall sogar aus zehn Einheiten bestehen. Der Korpsangehorige, der davon berichtet hat, ist ein paar Sekunden spater gestorben, noch bevor er in der Lage war, seinen Bericht zu beenden. Der Zustand seines Fahrzeugs hat diese Theorie jedenfalls spater erhartet.“

Conway nickte mit grimmiger Miene und sagte: „Danke, Doktor. Aber jetzt werden wir leider auch Angriffen aus der Luft standhalten mussen. Auf dem Weg hierher haben wir dem Patienten beigebracht, wie Gleiter funktionieren, und er hat schnell gelernt.“ Er fuhr fort, uber die Begebenheit zu berichten und fugte die neuesten pathologischen Befunde und ihre Folgerungen und Theorien uber das Wesen des Patienten hinzu. Folglich verwandelte sich die Versammlung schnell in eine Debatte und artete dann zu einer erbitterten Auseinandersetzung aus, noch bevor Conway den Vorgesetzten herauskehren und seine terrestrischen und extraterrestrischen Arzte wieder zum Zustand nuchterner Distanz zuruckfuhren konnte.

Die Leiter der melfanischen und chalderischen Teams erstatteten ihren Bericht praktisch im Duett. Wie Garoth waren sie beide mit den nichtchirurgischen Aspekten der Behandlung des Patienten betraut gewesen. Einem hypothetischen Beobachter, der den wahren Umfang ihres Problems nicht kannte, hatte diese medizinische Behandlung irrtumlicherweise als eine sehr weitgefacherte Verminungsoperation erscheinen konnen. Beide Leiter waren fest davon uberzeugt, und Conway stimmte ihnen darin zu, da? man einen falschen Weg beschritt, wenn man Hautkrebs durch die Amputation des befallenen Glieds behandelte.

Die Mengen radioaktiver Substanz, die sich durch den atomaren Fallout in den zentralen Gebieten abgelagert hatten, waren relativ gering; und ihre Wirkungen breiteten sich ziemlich langsam in die Tiefen des Patientenkorpers aus. Doch selbst dieser Zustand wurde letzten Endes todlich sein, wenn man nicht irgend etwas unternahm, um ihn aufzuhalten. Da die weniger stark befallenen Gebiete zu zahlreich waren und an zu vielen inoperablen Orten auftraten, hatten die Teams die vergiftete Oberflache mit Planierraupen und Baggern abgezogen und sie fur die spatere Dekontaminierung zu Haufen zusammengeschoben. Der Rest der Behandlung bestand darin, dem Patienten dabei zu helfen, sich selbst zu helfen.

Plotzlich erschien ein Bild von einem unterirdischen Tunnelabschnitt unter den vom Fallout betroffenen Gebieten auf der Leinwand. In dem Tunnel gab es Dutzende von Lebensformen, von denen die meisten Farmerfische mit armdicken Fuhlern waren, die aus dem Ansatz ihrer sich nach vorn vergro?ernden Kopfe wuchsen, wahrend die ubrigen in wogenden Bewegungen wie gro?e durchsichtige Nacktschnecken auf den Standort des Betrachters zuschwebten.

Fur einen lebenden Abschnitt der Schichtkreatur sah er nicht allzu gesund aus. Die Farmerfische, deren Aufgabe die Kultivierung und Kontrolle des inneren Pflanzenlebens war, bewegten sich langsam, stie?en gegeneinander und gegen die Leukozyten, die wiederum, normalerweise durchsichtig, die milchige Farbung aufwiesen, die kurz vor ihrem Tod auftrat. Die von den Strahlensensoren ubermittelten Werte lie?en keinen Zweifel daruber, woran sie starben.

„Diese Exemplare wurden kurz darauf gerettet“, berichtete der Chalder, „und in Lazarette auf den gro?eren Schiffen und zum Orbit Hospital transportiert. Sowohl die Fische als auch die Blutegel sprachen auf die gleichen Dekontaminierungs- und Regenerationsbehandlungen an, denen auch unsere eigenen Leute unterzogen wurden, wenn sie einer Uberdosis Strahlung ausgesetzt gewesen waren. Fische und Egel wurden dann zuruckgebracht, damit sie ihre nutzliche Arbeit fortsetzen konnten.“

„Die darin besteht“, fiel der Melfaner ein, „die Strahlung der nachsten verseuchten Pflanzen oder Fische zu absorbieren und dadurch wieder zu erkranken.“

O’Mara hatte Conway beschuldigt, mit dem Orbit Hospital wie mit einer Art extraterrestrischer Wurstfullmaschine umzugehen, obwohl das Hospital alles Lebendige von dem Planeten heilte, das es irgend heilen konnte. Allein reichten weder das Hospital noch die Behandlungseinrichtungen auf den Hauptschiffen aus, um das Gleichgewicht wieder einzupendeln. Um es dem Patienten wirklich zu ermoglichen, diese lokalen Infektionen zu bekampfen, waren riesige Transfusionen der leukozytischen Lebensform von anderen, gesunderen Schichtkreaturen notig.

Als er die Idee zum erstenmal vorgeschlagen hatte, hatte Conway noch befurchtet, da? der Patient das, was praktisch gesehen die Antikorper einer anderen Kreatur waren, absto?en wurde. Doch war dies nicht geschehen, und die einzigen Schwierigkeiten, auf die man stie?, waren Beforderungs- und Versorgungsprobleme, als die ersten, sorgfaltig ausgewahlten Kidnappings zu einer pausenlosen Massenentfuhrung wurden.

Auf der Leinwand erschien eine Sequenz, die einen der Spezialtrupps zeigte, der Leukozyten aus einer kleinen und kerngesunden Schichtkreatur auf der anderen Seite des Planeten entfernte. Der Eintrittsschacht war schon mehrere Wochen lang in Gebrauch gewesen und hatte sich durch die Bewegung der Schichtkreatur an mehreren Stellen verzogen, doch war er noch immer verwendbar. Die Korpsangehorigen lie?en sich aus den Hubschraubern in den abschussigen Tunnel fallen und liefen los, wobei sie sich manchmal duckten, um der Aufzugsvorrichtung auszuweichen, mit der sie spater ihren Fang an die Oberflache ziehen wurden. Sie trugen leichte Anzuge und hatten lediglich Netze dabei. Es war sehr wichtig fur sie, sich standig daran zu erinnern, da? diese quallenartigen Leukozyten ihre Freunde waren.

Diese Leukozyten besa?en hochentwickelte empathische Fahigkeiten, die es ihnen ermoglichten, die Freunde des Wirtskorpers einfach von dessen Feinden zu unterscheiden, indem sie die emotionale Strahlung uberpruften. Solange die Kidnapper des Korps ihnen warme, freundliche Gedanken entgegenbrachten, wahrend sie ihrem Geschaft nachgingen, dann waren sie vollkommen sicher. Aber es war eine harte und oftmals frustrierende Arbeit, die riesigen, tragen Nacktschnecken mit dem Netz einzufangen, hochzuschleppen und in die Transporthubschrauber zu hieven.

Es war nicht einfach, so durchgeschwitzt und gereizt wie sie haufig waren, ihren Schutzlingen gegenuber Gefuhle der Freundschaft und Hilfsbereitschaft auszustrahlen. Wenn ein Korpsmitglied allerdings aus irgendeinem Anla? einem Wutausbruch freien Lauf lie? und sei es, weil er sich uber einen nicht funktionierenden Gegenstand seiner Ausrustung argerte, mu?te er fur solch einen Fehler haufig mit dem Leben bezahlen.

Selten starben diese Monitore jedoch einzeln. Am Ende der Sequenz sah Conway, wie die gesamte Besatzung innerhalb weniger Minuten aus ihrem Transporthubschrauber herausgeholt wurde, weil es einem Mann unmoglich gewesen war, einem Wesen, das gerade einen Besatzungskollegen getotet hatte, freundliche Gedanken entgegenzubringen, selbst als sein eigenes Leben davon abhing. Der SRJH hatte dem Mann ein Gift injiziert, das so heftige Muskelkrampfe ausloste, da? er sich praktisch jeden einzelnen Knochen im Korper brach. Dagegen gab es keinen Schutz und auch kein Heilmittel. Strapazierfahige Raumanzuge, die widerstandsfahig genug waren, um den Nadelspitzen der Blutegeltastkopfe standzuhalten, hatten den Korpsangehorigen fur ihre Arbeit nicht genug Beweglichkeit ermoglicht — und diese Wesen toteten ebenso schnell, grundlich und bedenkenlos wie sie heilten.

„Um zusammenzufassen“, sagte der Chalder, als er den Projektor abschaltete, „die Transfusions- und kunstlichen Ernahrungsoperationen laufen im Moment zwar gut, aber wenn sich die Opfer weiterhin in dieser

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