gelassen, damit es Kater Brown nicht zu warm wird.«
Alexandra sah sich noch einmal suchend um, aber keiner der Schuler verhielt sich verdachtig. »Na, toll! Und jetzt?«
Tobias uberlegte kurz, dann erklarte er: »Ich werde mal meinen Charme spielen lassen.« Mit diesen Worten begab er sich zu der Gruppe seiner Bewunderinnen. Seiner ernsten Miene zufolge erzahlte er den Madchen vom Verschwinden des Katers. Zwei der Abiturientinnen rannten los und verschwanden hinter dem Haus. Eine der anderen gestikulierte, als lieferte sie eine Personenbeschreibung.
Kurz darauf kam Tobias zu Alexandra zuruck. »Das scheint das Werk der drei Lukasse zu sein.«
»Drei Lukasse?«
»Schulz, Schneider und Deutschmann, alle drei hei?en mit Vornamen Lukas.«
Alexandra zog missmutig eine Augenbraue hoch. »Und wo sind die Typen?«
»Die beiden Madchen, die weggegangen sind, suchen nach ihnen und sagen uns dann Bescheid.« Kaum hatte er ausgesprochen, kamen die Schulerinnen auch schon zuruck und berichteten, dass sich die drei Jungen hinter dem Gebaude an einer der Tischtennisplatten aufhielten.
Als Tobias mit Alexandra um das Haus herumging, entdeckte er die drei Schuler sofort. Sie trugen Jeans und T-Shirt und sahen einander recht ahnlich. Vielleicht lag das aber auch nur an der uniformen Kleidung der Jungen. Am besten unterscheiden konnte man sie an ihrer Haarfarbe. Der erste hatte dunkle, fast schwarze Haare, der zweite war blond und der dritte rothaarig.
Tobias ging zielstrebig auf die Schuler zu, die die beiden Fremden mit demonstrativem Desinteresse betrachteten. »Hallo«, sagte er und nickte lachelnd in die Runde. »Wir hatten gern unseren Kater zuruck.«
»Echt?«, gab der erste Lukas zuruck.
»Ich hab keinen Kater gesehen«, fugte Lukas Nummer zwei hinzu und sah den Dritten im Bunde an. »Du, Luke?«
»Ich wei? nicht mal, wie ein Kater aussieht, nur wie er sich anfuhlt.« Dabei grinste er frech.
Tobias trat einen Schritt naher. »Ich will wissen, wo ihr unseren Kater hingebracht habt, sonst gibt es Arger.«
»Sie konnen uns nichts tun«, konterte der blonde Junge. »Das ware namlich Korperverletzung. Und damit wurden Sie sich strafbar machen.«
»Wer sagt denn, dass ich euch was
»Wenn Sie Lugen uber uns verbreiten werden, dann …«
»Hey, ganz ruhig, Kleiner! Warum soll ich Lugen uber euch verbreiten, wenn ich es so arrangieren kann, dass ihr euch selbst blamiert? Website zum Thema Impotenz? ›Gefallt mir.‹ Website zum Thema ›Wie geht eigentlich Selbstbefriedigung?‹ ›Gefallt mir‹. Das wird eure Freunde sicher interessieren.«
»Blodsinn«, hielt der dritte Lukas dagegen, doch sein cooles Auftreten begann sichtlich zu brockeln. »Tools kann man loschen. Und Facebook-Eintrage auch.«
»Aber nur, wenn das Tool auch gefunden und geloscht werden
Die drei sahen sich sekundenlang unschlussig an, dann nickte der erste Lukas. »Okay, ist ja schon gut. Das sollte nur ein kleiner Streich sein.«
»Wo ist der Kater?«, warf Alexandra kuhl ein.
»Kommen Sie mit!«, brummte Lukas Nummer drei und stand zusammen mit den beiden anderen auf.
Die Jungen fuhrten sie zu einem Gerateschuppen hinter dem Haus. Der dunkelhaarige Lukas offnete den Riegel und zog die Tur auf. »Ihr Liebling ist da drin«, erklarte er. Er warf seinen Freunden einen argerlichen Blick zu, weil die beiden sich von der Drohung hatten beeindrucken lassen.
Alexandra spahte in den dusteren Raum. »Ich kann ihn nicht sehen.«
»Er muss aber da sein«, meinte der blonde Lukas. »Es sei denn … er ist durch das Fenster da entwischt.« Er zeigte auf eine Offnung in der seitlichen Wand, durch die nur wenig Licht ins Innere drang.
»Er ist euch entwischt?«, entfuhr es Alexandra erschrocken. »Wie damlich kann man eigentlich sein?«
»Hey, dahinten ist er ja«, sagte der rothaarige Lukas und zeigte auf den Weg, der auf der anderen Seite am Gebaude entlang verlief.
Alexandra lief aus dem Schuppen, aber da hatte Kater Brown bereits die Flucht ergriffen. Offenbar hatte er Angst.
»Kater Brown!«, rief Alexandra. »Bleib stehen, es ist ja alles gut!« So schnell sie konnte, lief sie hinter ihm her, obwohl ihr klar war, dass sie gar keine Chance haben wurde, ihn einzuholen, sollte er wirklich nicht gefangen werden wollen.
Irgendwo hinter ihr war Tobias, der den Jungen befohlen hatte, ihnen blo? nicht zu folgen. Also hatte er auch erkannt, vor wem Kater Brown die Flucht ergriffen hatte.
Kurz bevor er die Ausfahrt zur Landstra?e erreicht hatte, blieb der Kater plotzlich stehen und drehte sich zu ihr um.
»Ja, so ist es gut«, sagte sie laut und wurde langsamer, damit er sich nicht noch einmal erschreckte. »Ganz brav«, redete sie auf ihn ein.
Kater Brown setzte sich hin, um abwechselnd Alexandra und die Umgebung hinter ihr zu betrachten. Dabei zuckte sein Schwanz nervos hin und her.
Nur noch ein paar Meter, dachte Alexandra. Dann habe ich ihn erreicht und kann ihn hochnehmen, um ihn zum Wagen zu tragen. Nur noch ein paar Meter …
In diesem Moment kam ein gro?er Wagen um die Ecke geschossen und hielt geradewegs auf die Einfahrt zu – auf die Einfahrt und auf Kater Brown!
12. Kapitel
Der Fahrer des Kurierdienstes schien den Kater, der vor ihm auf der Fahrbahn sa?, nicht zu sehen. Sein Blick war auf ein anderes Hindernis gerichtet. Mit aufgerissenen Augen starrte er Alexandra an, die nur noch zwei Meter von Kater Brown entfernt dastand. Als der Kater hinter sich das Motorgerausch des Transporters horte, drehte er sich erschrocken um, bewegte sich jedoch nicht vom Fleck. Erst da loste sich Alexandra aus ihrer Starre und hechtete nach vorn und damit auf den heranrasenden Wagen zu. Wie durch ein Wunder bekam sie Kater Brown zu fassen, der klaglich miaute, druckte ihn an sich und rollte sich mit ihm nach rechts herum in Richtung der Busche, die einen Teil der Zufahrt zum Grundstuck saumten.
Hoffentlich lenkt der Fahrer den Wagen nicht vor Schreck in die gleiche Richtung, dachte sie voller Angst.
Als sie schlie?lich liegen blieb, klopfte ihr das Herz bis zum Hals, und sie spurte, wie ihr vor Erleichterung die Tranen in die Augen stiegen. Sie lebte, und Kater Brown lebte auch! Vorsichtig setzte sie sich auf. Der Kater zappelte, wand sich aus ihren Armen und sprang auf den Boden neben Alexandra. Dort setzte er sich hin und begann, sich ausgiebig zu putzen. Ab und zu hielt er inne, um ihr einen ratselhaften Blick zuzuwerfen.
»Bitte, gern geschehen, mein Kleiner«, murmelte Alexandra, die sich einbildete, Dankbarkeit in den grunen Katzenaugen zu lesen.
Der Fahrer des Transporters hatte sie und Kater Brown bestimmt in voller Fahrt unter sich begraben, wenn sie nicht das Tier geschnappt und sich zur Seite weggerollt hatte!
Tobias rannte gerade wutentbrannt auf den Wagen zu. Der Fahrer stieg aus, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und sah sich besorgt nach Alexandra um.
Frau Buchel kam ebenfalls aus dem Gebaude gesturmt und hielt auf den Kurierfahrer zu. Alexandra wollte sich aufrappeln, doch sie fuhlte sich wie benommen. Deshalb blieb sie, wo sie war, und sah zu, wie die beiden auf den Fahrer losgingen.