der grellen Farbe, in der er die Nacht hatte verbringen mussen, oder der kalte Tisch, auf dem er gelegen hatte. Und zum Gluck roch es hier im Auto nicht so unangenehm wie bei der Frau in dem wei?en Kittel, die die Erste gewesen war, die er zu sehen bekommen hatte, nachdem er aus diesem eigenartigen bleiernen Schlaf aufgewacht war.

Dass er jetzt dieses sonderbare Ding um den Leib trug, gefiel Kater Brown eigentlich gar nicht. So etwas Albernes hatte er des Ofteren mal an Hunden gesehen und sich im Stillen daruber lustig gemacht. Aber Alexandra hatte es ihm angelegt und gesagt, das musse sein. Also musste es irgendeinen Sinn haben. Vielleicht war es ja nur vorubergehend, doch das wurde sich zeigen.

Er sah noch einmal Alexandra und Tobias an, die beide einen erleichterten Eindruck machten, dann lie? er den Kopf auf die Vorderpfoten sinken und schloss die Augen. Alles war wieder gut, und er konnte sich entspannen.

17. Kapitel

Gegen halb eins, als sie den Wagen auf dem Parkplatz vor dem Klosterhotel abstellten, waren die Angestellten des Laurentius-Hilfswerks noch immer mit ihren Drachen beschaftigt. Alexandra und Tobias hatten zuvor an einer Tankstelle angehalten und zwei Paletten Dosenfutter fur Kater Brown und eine Auswahl an Fertigsalaten, Sandwiches und Wurstchen im Glas sowie eine Kiste Wasser und einige Flaschen Cola fur sich selbst gekauft. Ganz egal, was aus der Klosterkuche kommen wurde, sie wurden davon nichts mehr anruhren. Vielleicht waren sie beide ja nun auch zur Zielscheibe des Giftattentaters geworden.

Sie wollten gerade aussteigen, da klingelte Tobias’ Handy. Er unterhielt sich einige Minuten mit jemandem, dann steckte er das Telefon wieder in die Hemdtasche. »Das war Ekki«, sagte er. »Er hat an diesem Sonderheft mitgearbeitet, von dem wir gesprochen haben. Ekki hatte Wildens Handynummer bekommen, und siehe da – er hat das Handy gefunden!«

Alexandras Augen leuchteten auf. »Wo ist es?«

»Langsam, langsam«, erwiderte er. »Ekki hat die letzte bekannte Position des Handys feststellen konnen, aber ich muss dich vorwarnen: Wir konnen uns nicht auf ihn berufen; er wurde alles abstreiten. Seine Methoden sind nicht ganz legal. Er arbeitet mit Programmen, mit denen er sich in alle moglichen Rechner einklinken kann, um Infos zu sammeln.«

»Und wo ist das Handy?«

»Irgendwo hier in Klosternahe. Der Sendemast oben im Glockenturm …«

»Da ist ein Sendemast eingebaut?«, wunderte sie sich. »Woher wei?t du das?«

»Auch von Ekki. Also, der Sendemast hat gestern in den fruhen Morgenstunden das letzte Mal ein Signal von Wildens Handy empfangen, irgendwann zwischen drei und vier Uhr. Das haben andere Sendemasten auch, und anhand ihrer Position hat Ekki feststellen konnen, dass sich das Handy in einem Abstand von maximal rund hundert Metern nordlich des Klosters befunden hat. Das hei?t, es ist nicht im Brunnen gelandet.«

»Befunden hat?«, fragte sie.

»Ja. Wenn der Tater es dann abgeschaltet und mitgenommen hat, befindet es sich folglich nicht mehr an dieser Stelle. Und da das Gerat seitdem nicht mehr eingeschaltet wurde, lasst sich auch nicht sagen, wo es jetzt ist.«

»Zwischen drei und vier Uhr war es noch irgendwo hier«, murmelte sie. »Dann hat Wilden um diese Zeit also noch gelebt …«

»Nicht zwangslaufig«, wandte Tobias ein. »Vielleicht hat der Tater ihn beispielsweise um elf Uhr am Freitagabend erschlagen und in den Brunnen geworfen, und spater hat er sich auf die Suche nach dem Handy gemacht. Moglicherweise weil ihm da erst eingefallen ist, dass er es besser beseitigen sollte, da er ihn zuvor angerufen hatte.«

Alexandra grubelte eine Weile uber diese Worte nach. »Eins macht mich aber stutzig. Wieso kam das letzte Signal von hier, vom Parkplatz? Ich meine, wenn der Tater Wilden hier niedergeschlagen hat, wahrend der meinetwegen telefonierte, dann hatte der Morder das Handy doch schnell einstecken und Wilden zum Brunnen schaffen konnen. In diesem Fall musste er sich beeilen, um nicht beobachtet zu werden. Um das Handy konnte er sich da bestimmt erst spater kummern, nachdem er die Leiche beseitigt hatte. Oder dem Tater fiel erst spater ein, dass das Handy moglicherweise noch im Wagen lag. Dann musste er ebenfalls schnell handeln, zum Auto laufen, das Gerat einstecken und das Weite suchen und es erst danach ausschalten. In beiden Fallen ware das letzte Signal dann aber von woanders gekommen.«

Tobias schaute sie mit fragender Miene an. »Worauf genau willst du hinaus?«

»Dass das Handy vielleicht doch noch im Wagen liegt. Moglicherweise hat der Akku einfach irgendwann zwischen drei und vier Uhr den Geist aufgegeben, und das Gerat hat sich abgeschaltet. Darum kam das letzte Signal von Parkplatz.«

Alexandra kramte in der Turablage, dann hielt sie Wildens Porsche-Schlussel in der Hand. »Wusste ich doch, dass ich ihn da reingesteckt hatte!«

Auf einmal stie? Kater Brown ein lautes, ungehaltenes Miauen aus. Es schien fast so, als wollte er sagen: Hort auf zu diskutieren und sucht das Handy lieber!

Noch einmal stellten sie den Porsche auf den Kopf und suchten in jedem Fach und in jeder Ablage nach Wildens Mobiltelefon. Kater Brown hatte es sich auf der Motorhaube gemutlich gemacht, die von der Sonne angenehm aufgeheizt war. Die Leine hatte Alexandra ein Stuck abgerollt und am Au?enspiegel befestigt, damit der Kater ihr nicht entwischen konnte.

»Sieht nicht gut aus!«, seufzte sie entmutigt.

»So ein Mist! Ohne Wildens Handy sind wir so schlau wie vorher.«

»Mag sein. Aber es ist ja auch nur eine Vermutung, dass es uns zum Tater fuhren konnte.« Sie stutzte sich auf dem Fahrersitz ab, um sich aufzurichten, als ihre Fingerspitzen in dem schmalen Raum zwischen Sitz und Mittelkonsole etwas Hartes beruhrten. Alexandra druckte das Polster zur Seite und schaute in einen nur wenige Millimeter breiten Spalt, in dem etwas Schwarzglanzendes steckte. »Tobias, komm mal!«

Er beugte sich uber den Beifahrersitz und linste in den Spalt. »Hm, das gehort wohl nicht dahin.« Tobias schob die Finger in den Zwischenraum. Gleich darauf schuttelte er den Kopf. »Da komm ich nicht ran.«

Hastig schaute er sich um, dann offnete er das Handschuhfach und nahm ein Taschenmesser heraus. Langsam schob er die gro?e Klinge in den Spalt neben der Mittelkonsole und druckte die Spitze seitlich gegen das schwarze Objekt, um es nach oben zu bewegen. Gerade als er kurz davor war, die au?erste Ecke mit den Fingerspitzen zu fassen zu bekommen, verlor die Klinge den Halt, das schwarze Objekt rutschte zuruck in den Spalt … und verschwand dann vollig.

»Nein!«, schimpfte er so laut, dass Kater Brown auf der Motorhaube erschrocken in die Hohe fuhr. Seine Ohren zuckten nervos, als er naher kam und durch die Windschutzscheibe ins Wageninnere schaute.

»Augenblick mal«, murmelte Alexandra und schob tastend die Hand unter den Fahrersitz. Plotzlich hellte sich ihre Miene auf, und sie zog den Arm zuruck, um ihren Fund zu prasentieren: ein Smartphone.

Rasch betatigte sie den Ein/AusSchalter. Dann verzog sie den Mund. »Der Akku ist tatsachlich leer. Wir mussen das Handy erst aufladen.«

»Gib mal her!«, sagte er und nahm das Gerat an sich. »Ich glaube, da habe ich genau das Richtige.« Er kramte erneut im Handschuhfach und forderte ein wei?es Kabel zutage. »Das Ladekabel«, verkundete er freudestrahlend und verband das Handy mit dem Zigarettenanzunder. Die Anzeige lie? erkennen, dass der Akku geladen wurde, aber als Tobias das Telefon nach einer halben Minute versuchsweise einschaltete, funktionierte es zwar, aber er wurde sogleich nach dem Passwort gefragt. Tobias lie? die Schultern hangen. »Das Handy funktioniert noch, doch ich brauche ein Passwort.«

»Oh Mann, das kann ja alles sein«, stohnte Alexandra frustriert. »Und jetzt?«

»Tja, da muss Ekki wohl noch mal ran.« Tobias hob eine Hand. »Aber versprich dir nicht zu viel davon! Vielleicht kann er das Passwort ja gar nicht knacken. Jedenfalls wird ihm das nicht in funf Minuten gelingen.«

»Dann ruf ihn sofort an. Umso schneller kann er sich an die Arbeit machen«, sagte sie. Wahrend Tobias mit dem Kollegen telefonierte, loste Alexandra die Leine vom Au?enspiegel. Kater Brown sprang von der Motorhaube

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